Als Batman seinen rechten Schuh verlor


Ich weiss noch genau, dass letztes Jahr an Halloween ein fürchterliches Sauwetter war. Ich hatte Angst, dass meine grüne Schminke verläuft und mein schöner schwarz-roter Vampirmantel nass wird, deshalb habe ich mir den großen rot-weissen Schirm von Mama ausgeliehen, und wir sind losgezogen, der Frank, der Paul, der Nils und ich. Ich fand, dass Mama mich besonders schön gruselig geschminkt hatte, nur die schwarze Farbe auf den Lippen schmeckte ein bisschen eklig.

Wir waren alle vier Vampire, und die Mädchen haben gekreischt, wenn wir ihnen hinterhergelaufen sind, besonders die Lisa, diese doofe Kuh. Sie hat sich in ihrem Bettlaken verheddert und ist genau neben der größten Pfütze hingefallen, die wir im Dorf haben, nur leider halt knapp daneben.

Und dann schmeißt mir doch plötzlich so ein Blödmann was an den Kopf – naja, also fast, jedenfalls, mir fiel was genau vor meine Füße. Es war ein schwarzer Turnschuh, für einen rechten Fuß. Ich wollte ihn gerade zurückkicken – ich bin nämlich der beste Stürmer in unserer Fußballmannschaft -, da steht doch so'n komischer Typ im Batman-Kostüm vor mir, mit nur einem Schuh an, am linken Fuß.

Am rechten Fuß hatte er einen roten Socken an, und da war am großen Zeh ein ziemliches Loch, kann ich euch sagen. Also der Typ balancierte ziemlich wackelig auf seinem linken Fuß herum und sagte zu mir: „Kann ich bitte meinen rechten Schuh wiederhaben?" - „Echt cooles Kostüm, was du da anhast!" habe ich geantwortet, „Sieht fast aus wie'n original Batman-Kostüm, nur vielleicht schon'n bisschen alt; das hat wohl schon dein großer Bruder getragen?" „Nee, ich habe es nur selbst schon öfter getragen; aber kann ich jetzt bitte meinen Schuh wiederhaben?" sagte der Typ, und da war er auch schon mit dem rechten Fuß auf der nassen Straße gelandet, weil er das Gleichgewicht nicht mehr halten konnte. Und weil der Fuß jetzt sowieso nass war, ging er noch die zwei Schritte bis zu seinem Schuh auf mich zu, bückte sich und zog ihn wieder an.

Dann sagte er: „Also, dann, macht's gut, Leute, und viel Spaß noch beim Halloween!", machte zwei Schritte und schwang sich einfach in die Luft. Wir standen da und sahen ihm nach, wie er immer höher flog, bis er nur noch ganz klein am Himmel zu sehen war und uns der Regen in die offenen Münder tropfte. Plötzlich sagte Paul zu mir: „Du hast ja ein Loch in deinem Schirm, Mann!" und zeigte lachend auf Mamas schönen großen Schirm. Tatsächlich, da war wohl der Schuh durchgeflogen, aber als ich Mama das zuhause erklären wollte, war sie ganz schön sauer und wollte mir einfach kein Wort von alledem glauben.